Advent, Advent, ein Lichtlein brennt:

Erst 1, dann 2, dann 3, dann 4, dann steht das Christkind vor der Tür!


So war es immer und so wird es immer sein. Ja, die vielen Türchen, die sich seit 24 Tagen
und hellen Nächten tagtäglich mit und ohne eigenes Zutun öffnen lassen. 
Allein das, traditionell, ein Fest! 
Ein Fest für die Kleinen und manchmal auch ein Fest für die Großen!

Und weil die Paganini´s up to date und berlinisch en vogue zu sein wünschen, zieht es uns heute,
am allerheiligsten der heiligen Adventskalender-Abende, in die Volksbühne am 
Rosa-Luxemburg-Platz, um ein ganz besonderes Türchen nicht zu verpassen:

"Wir sind die Guten - Adventskalender von Markus Öhrn!"


Pressetext Volksbühne:
"Frohe Botschaft: In der Adventszeit geht der schwedische Künstler Markus Öhrn gemeinsam mit der Musikerin und Schauspielerin Janet Rothe, dem Künstler und Musiker Makode Linde und den Schauspielern Jakob Öhrmann und Rasmus Slätis, sowie zahlreichen Überraschungsgästen den Pfad der Schmerzen und Erkenntnis und schöpft aus den Traditionen der christlichen Happeningkultur.

Täglich für gewöhnlich eine Stunde vor Vorstellungsbeginn im großen Haus öffnet sich der Vorhang im 3. Stock der Volksbühne für 24 rituelle Minivorstellungen. Jeden Tag neu, jeden Tag näher ran an das alles dominierende Ereignis: Die Heilige Geburt.   
Die Vorstellung ist für Zuschauer unter 18 Jahren nicht geeignet."

Paganini, der Kater, ins Ohr der Redakteurin wispernd:
"Nicht unter 18 Jahren!"
Kindchen, da gehn wir hin. das spendier ich meiner Redaktion.
Schweinskram, Kunst und das zur Weihnacht! 
Das ist up to date. das ist paganinisch!
Das ist schick!


Und so sahen unsere staunenden Redaktions-Augen something like this-}


"Hereinspaziert. Hereinspaziert".

Der Zirkus-Direktor, ein schöner Mensch übrigens, der Markus Öhrn mit Zipfelmütze,
wartet schon.
Das Zelt, falsch, der kleine Bühnen-Raum im 3. Stock der Volksbühne,
quillt über.
Kisten und Kästen werden gebracht. Sitzplätze sind längst besetzt, wir müssen stehen.
Das enge Treppenhaus, blutrot gelackt, spuckt einen Weihnachts-Gast nach dem anderen aus. Hinein, in den begehrten Adventskalender!
Der Vorhang aus rotem Samt, geziert durch die goldene "24", tut nur kurz geheimnisvoll.

Dann wird aufgetan, mit Paukenschlag und Donnerhall!
Ein nackter Engel rockt, was das Zeug hält.
Maria ist, quietschbunt mit Ballon-Bauch, auf ein Sofa drapiert.
Vati, quietschbunt, inzestuös und nicht gerade zimperlich, brüllt: Komm raus!
Auch Maria grölt: Komm raus!
Und dann brüllen Beide eine Weile: "Komm doch endlich raus, Jesus!"

Und weil wir in einem Zirkuszelt, falsch, in einem Theater-Theater, nein, einer Freak-Show, ähm, einer Installation, nö, einer Kunst-Satire, quatsch, einer Commedia dell Árte und, oder, und sind, deshalb holt Vati den Jesus mit Beil und Messer aus dem Bauch und obwohl oder gerade weil und deshalb auch, macht das ganze Unternehmen, blutgetränkt mit roter Farbe, unendlich viel Spaß!

Und es berührt!
Und es ist albern!
Und es ist ästhetisch!

Und am Ende sind da auch noch die heiligen 3 Könige, ein Stern von Bethlehem, knallende Zigaretten, ein Baby-Schrei ("...der sieht so komisch aus, der Jesus...." sagt Maria) und viel, viel Lametta und Hallelujah!

Und der Sinn?
Sinn oder Nicht-Sinn?

Später in der U-Bahn:

Ein einsamer Weihnachtsmann (Marke: Student) blickt müde und leer vor sich hin.
Der Sack zu seinen Füßen klingelt bei jedem Ruckeln des Zuges.
Von welchem Event kommt er wohl?
Zu welcher Familie fährt er nun?
Wir wissen es nicht!

Aber wir kennen ihn nun. Den Sinn.

Dabei sind die „Guten“ wahrlich nicht erpicht, in die Riege der künstlerischen Weltverbesserer aufgenommen zu werden.
In einem Interview, das Öhrn mit damaligen Performer-Kollegen im Rahmen der Berliner Festspiele gegeben hat (mit Anders Carlsson und Jakob Öhrman), wird wohl resümiert, dass „Kunst ja gut sein soll, für etwas Gutes instrumentalisiert werden soll. Sogar die allergrausamsten Geschichten auf der Bühne verfolgen die Idee, dass die Welt besser wird, wenn wir uns nur mit dem ganzen Mist auseinandersetzen…“

Doch Markus Öhrn scheint diesen moralischen Impetus eher für ein Deckmäntelchen tiefer Wahrheiten zu halten. Seine nahezu haarsträubende Umdichtung der Weihnachtsgeschichte führt in tiefste Schichten verdrängter Neurosen. „Wir haben unsere Wurzeln im psychoanalytischen Theater. Wir nehmen es so ernst, dass Humor entsteht.“ 

Applaus, Applaus!





Ein wunderbares Weihnachten wünschen, erneut, die Paganini´s!

Kommentare

Beliebte Posts